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(benutzte Literatur sowie zur umfassenden Unterrichtung siehe Veröffentlichungen)

Als der Deutsche Orden im 13. Jahrhundert mit der Eroberung und Christianisierung des Preußenlandes begann und dieses damit voll in das Blickfeld Europas trat, wurde es von den Prußen (Aussprache: langes „U“) bewohnt, die sprachlich den Litauern, Letten und Kuren verwandt waren. Die Prußen siedelten dort wahrscheinlich schon seit mindestens 1.000 Jahren. Wieweit ihre Identität mit den Landesbewohnern darüber hinaus zurückreicht, läßt sich nicht feststellen. Jedenfalls war das Land seit der Jungsteinzeit bäuerlich besiedelt.

Die deutsche Besiedlung Natangens vollzog sich, nach dem Abflauen der Prußenaufstände, im wesentlichen im 14. Jahrhundert. Die deutschen Siedler zogen nicht in die prußischen Dörfer, sondern gründeten eigene, wie an den Namen erkenntlich, z. B. Mühlhausen oder Vierzighuben. Noch im 15. Jahrhundert dürfte die Mehrheit der Bevölkerung aus Prußen bestanden haben, die in Natangen und im Samland, verglichen mit dem Rest des Landes, am stärksten vertreten waren. Nach Einführung der Reformation in Preußen wurde der evangelische Katechismus noch ins Prußische übersetzt, und erst im 17. Jahrhundert starb die Sprache aus. Dies und die große Zahl prußischer Orts- und Familiennamen, die bis heute erhalten sind, sowie viele Bräuche, belegen, daß die Prußen nicht, wie eine immer wieder auftauchende Legende behauptet, ausgerottet worden sind. Sie sind vielmehr zu einem großen Teil unsere Vorfahren.

Die vordeutsche Geschichte Natangens ist unbekannt; die Prußen verfügten über keine Schrift, und die vereinzelten Überlieferungen von Details sind zu unsicher. So ist z. B. erst in frühen deutschen Zeugnissen von einem kleinen Gau „Woria“ die Rede, der südlich des Stablack lag und an den Gau „Warmia“, das Ermland, grenzte. Der Name ist u. a. in dem des Dorfes Worienen erhalten.

Die Geschichte des späteren Kreises Preußisch Eylau seit der Ordenszeit in Stichworten:

(Nach Horst Schulz, Die Städte und Gemeinden des Kreises Preußisch Eylau, 1990)

1240 Herzog Otto von Braunschweig erobert die Burg Witege in Natangen und baut sie als Vorläufer der Burg Kreuzburg aus.
1242-1248 Erster Aufstand der Prußen; die Burg wird zerstört.
1249 Schlacht bei Krücken; natangische Prußen vernichten ein Ordensheer.
1260-1274 Zweiter großer Aufstand der Prußen; Heinrich Monte Anführer der Natanger
1272 Schlacht bei Pilzen, Sieg des Ordens
1273 Tod Heinrich Montes durch Verrat
ab 1275 Nach Zerstörung, Wiederaufbau und erneuter Zerstörung Wiedererrichtung der Burg Kreuzburg; es entsteht ein kleiner Ort bei der Burg
um 1277 Burg Beselede (Beisleiden) eines prußischen Edlen wird erfolgreich gegen angreifende Sudauer, Nadrauer und Schalauer verteidigt
1315 Stadt Kreuzburg gegründet; erste deutsche Gründung im späteren Kreis
um 1317 Bau der Kirche Klein Dexen als der ersten Landkirche im späteren Kreis
um 1325 Gründung der Kammerämter Kreuzburg, Knauten und Domnau der Komturei Brandenburg sowie der Kammerämter Zinten, Pr. Eylau und Bartenstein der Komturei Balga
1326 Bau der Burg Pr. Eylau; es entsteht ein kleiner Ort (eine „Lischke“) bei der Burg
1326 Gründung des Dorfes Urbach (Spittehnen); erste deutsche Dorfgründung
1335 Gründung der Stadt Landsberg
1348 Erste Landverschreibung für die Lischke Pr. Eylau
um 1370 Ende der Gründung deutscher Dörfer
1414 Poleneinfall; große Schäden und Verluste der Bevölkerung
1454-1466 Der 13-jährige Krieg, auch „Ständekrieg“, ein verheerender Bürgerkrieg der preußischen Stände, verbündet mit dem polnisch-litauischen König, gegen den Deutschen Orden als Landesherrn
ab 1467 Der Deutsche Orden beginnt Dörfer an seine Söldnerführer zu verpfänden; Beginn der bäuerlichen Unfreiheit
1520-1521 „Reiterkrieg“ des Ordens gegen Polen; Burg Eylau erfolgreich verteidigt
1525 Reformation; der dem Orden verbliebene Teil Preußens wird weltliches Herzogtum und evangelisch; Lehen des poln./lit. Königs; Verwaltungsreform: statt Komtureien jetzt Hauptämter unter Amtshauptleuten; den Pfarrern wird auch die Schulbildung übertragen
1585 Pr. Eylau erhält volles Stadtrecht
1626-1629 und 1655-1657 Schweden in Preußen, kämpfen gegen Polen/Litauen; schwere Schäden durch Kriegsvölker
1655 Großfeuer vernichtet fast die ganze Stadt Landsberg
1701 Das „herzogliche“ Preußen, inzwischen an Brandenburg gefallen und souverän geworden, wird Teil des neuen Königreichs
1709-1711 Die Pest fordert hohe Opfer
1716-1719 Mit einem einheitlichen „Generalhufenschoß“ wird, unter Einbeziehung des Adels, Steuergerechtigkeit eingeführt
1738 Beginn der Schulgründungen; 1743 gibt es 43 Schulen im Kreisgebiet
1752 Neue Verwaltungseinteilung: der spätere Kreis Pr. Eylau im Kreis Brandenburg, Teile im Kreis Rastenburg
1802 Pr. Eylau von einem Großfeuer heimgesucht
1807, 7./8.2. Schlacht bei Pr. Eylau: Russen und Preußen gegen Franzosen unter Napoleon; kein Sieg Napoleons; in den darauf folgenden Monaten große Hungersnot; viele Menschen sterben
1808 Die 1723 gegründete „Kriegs- und Domänenkammer“ Königsberg, zu der das Kreisgebiet gehört, wird Regierungsbezirk

1812

April bis Juni

Durchzug der französischen Armee zum Krieg gegen Rußland; schwere Lasten der Bevölkerung
1818, 17.1. Schwerster Orkan über Natangen verursacht große Schäden
1818, 10.5. Ein Großfeuer vernichtet die Stadt Kreuzburg
1819, 1.4. Gründung des Kreises Pr. Eylau mit 21,75 Quadratmeilen, 3435 Wohnhäusern, 3517 Feuerstellen, 29.994 Einwohnern; bis auf geringe Grenzänderungen bleibt der Kreis, mit der Hauptstadt Pr. Eylau, so bestehen
ab 1819 Faktische Bauernbefreiung, auf Grund des Dekrets über die Bauernbefreiung von 1807 und des Gesetzes über die Regelung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse von 1811
ab 1819, bis 1850 Separation der Dorfländereien: die bisherigen Gemeinschaftsländereien der Dreifelderwirtschaft werden den Bauern zugeteilt; man beginnt, bei den Dörfern Abbauten anzulegen
1830 Erste Chaussee-Verbindung Königsberg-Pr. Eylau-Bartenstein
1848 Chausseebau Pr. Eylau-Landsberg, Fortführung nach Heilsberg
Nach 1850 Umorganisation der Kreisverwaltung: Amtsbezirke mit Gemeinden und Gütern unter einem Amtsvorsteher übernehmen die untere „Polizeigewalt“
1834 Zusammenlegung der beiden kleinen Lehrerseminare im Kreis ( Klein Dexen und Mühlhausen) in Pr. Eylau
1866 Erste Eisenbahnstrecke Königsberg – Pr. Eylau – Bartenstein
nach 1870 Verstärkter Chausseebau im Kreis
1914 -1918 I. Weltkrieg; Ende August/ Anfang September 1914 besetzen russische Truppen etwa zwei Drittel des Kreisgebiets
1914, 29.8. Massaker russischer Truppen in Abschwangen und Almenhausen; 80 Zivilpersonen getötet
1928 Neue Gemeindeeinteilung: Kreis hat 3 Städte, 1 gemeindefreien Gutsbezirk und 120 Gemeinden; mit kleinen Ausnahmen bis 1945 gültig
1934/35 Gründung des Truppenübungsplatzes Stablack mit Lager Nord bei Grundfeld-Domtau; Bau Gartenstadt Stablack
1935, Okt. Pr. Eylau Garnison eines Bataillons Infanterie und einer Abteilung Artillerie
1935/36 Ausbau des Fliegerhorstes Jesau mit Luftwaffengarnison
1.9.1939-8.5.1945 II. Weltkrieg
1945 13.1. Beginn der sowjetischen Winteroffensive gegen Ostpreußen; Beginn der Flucht großer Teile der Bevölkerung; 25.1.-18.2. Kämpfe im Kreisgebiet gegen Sowjettruppen; danach sowjetische Besetzung
1945, ab Ende Januar Massive und grausame Ausschreitungen der sowjetischen Truppen gegen die Zivilbevölkerung: Mord, Vergewaltigungen, Plünderungen; Vertreibung aus den Wohnungen, Hungermärsche, Verbringung in Lager ohne ausreichende Ernährung, Verschleppungen ins Innere der Sowjetunion, was viele schon während der Märsche bzw. Transporte nicht überlebten; Einrichtung eines Lagers in der Infanterie-Kaserne in Pr. Eylau, in dem Tausende von Zivilpersonen aus der weiteren Umgebung zusammengezogen wurden; Tausende verhungerten dort bzw. kamen durch Seuchen ums Leben; sie wurden in Massengräbern verscharrt;
ab 1945 Im Sowjetteil konnte kein bäuerlicher Betrieb weitergeführt werden; daher Hungertod auch auf dem Lande; allmähliche Bildung von Kolchosen, auf denen auch einige Deutsche Arbeit und – karges – Brot fanden; im übrigen blieben die Deutschen rechtlos
1945, Sommer Teilung des Kreises in den nördlichen sowjetischen und südlichen polnischen Besatzungsteil; Grenze knapp südlich der Stadt Pr. Eylau
1946/47 Vertreibung fast aller verbliebenen deutschen Bewohner aus dem polnisch besetzten Teil des Kreises; die übrigen blieben noch lange Zeit rechtlos
1947/48 Abtransport der letzten deutschen Bewohner aus dem sowjetisch besetzten Teil in die SBZ; im gesamten sowjetischen Teil Ostpreußens waren zu diesem Zeitpunkt nur noch 30% derjenigen am Leben, die nicht geflohen waren; für das Gebiet des Kreises Pr. Eylau dürfte die gleiche Größe gelten
3.10.1948 Hamburg: Gründung der Landsmannschaft Ostpreußen und, gleichzeitig mit weiteren Gliederungen der Landsmannschaft, auch der Kreisgemeinschaft Pr. Eylau. Erster Kreisvertreter wurde Viktor Lingk, Gallehnen.
1955 Patenschaft des Landkreises Verden für den Kreis Preußisch Eylau.
Ein Beweggrund für das Zusammengehen der beiden Kreise war die vergleichbare Wirtschaftsstruktur: vorwiegend Landwirtschaft, dabei mit bedeutender Pferde- und Viehzucht.
1965 Patenschaft der Stadt Verden für die Stadt Preußisch Eylau
1996 Umgestaltung der Patenschaften in eine Partnerschaft, daneben Abschluß der „siebenseitigen“ Partnerschaft zwischen Landkreis und Stadt Verden, Rayon und Stadt Pr. Eylau (Bagrationowsk), Gmina und Stadt Landsberg (Gorowo Iławeckie) sowie der Kreisgemeinschaft Preußisch Eylau

An die Geschichte des Kreises schließt sich auf Grund der Vertreibung die Geschichte der Kreisgemeinschaft an. Sie setzt den Kreis fort. (Siehe  Kreisgemeinschaft). Kreisvertreter nach Viktor Link waren Karl von Elern-Bandels, Erhard Doepner, Wilhelm von der Trenck, Albrecht Wolf, Martin Lehmann.

Die Bildauswahl folgt keinem System. Der Schwerpunkt liegt auf der Schlacht bei Pr. Eylau, deren 200. Jahrestag am 7. und 8. Februar 2007 begangen wurde.

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